Was Sie unbedingt gelesen haben sollten!
Buchtipp November 2016
„Teufelsfrucht: Ein kulinarischer Krimi“ von Tom Hillenbrand
Xavier Kieffer, Sternekoch, hat sich von der Haute Cuisine verabschiedet und betreibt nun in der Luxemburger Unterstadt ein kleines Restaurant. Immer wieder wird er in sonderbare Kriminalfälle verwickelt, die ihn zu Schauplätzen kulinarischer Fürchterlichkeiten führen – und der Leser wird dabei in Bann gezogen von Wahrheiten über Geschmacksverstärker, Geschichten um gepanschtes Olivenöl oder der Wahrheit um den Thunfischfang. Tom Hillenbrand recherchiert genau und hat mit Xavier Kieffer eine Figut erschaffen, die glaubhafter nicht sein könnte. Der Genießer mit leichtem Übergewicht schwelgt in Kochrezepten und herrlichem Weißwein, ärgert sich daneben über die Unbeweglichkeit der Luxemburger Polizei und löst seine Fälle fast allein.
Mehr soll nicht verraten werden – außer, dass die Stadt Luxemburg so liebevoll und genau beschrieben wird, dass ein Besuch dort unumgänglich wird, wenn man einmal die ersten beiden Teile der Kieffer-Reihe gelesen hat. Die weiteren Teile – in chronologischer Reihenfolge:
„Am Ende aller Zeiten“ von Adrian J. Walker
Man stelle sich vor, ein kleiner Kometenschauer träfe die Erde. Nichts Großes, aber auch keine Sternschnuppen mehr. Der Norden Europas wird schwer getroffen und nur ein Bruchteil der Menschen dort überlebt. Diese entwickeln unterschiedlichste Lebenskonzepte. Während die Einen die Städte in Besitz nehmen und dort in kleinen, gut organisierten Gruppen hausen, beschließen andere, in den Süden zu ziehen, weil es dort besser sein soll. Niemand weiß Genaues, denn die Infrastruktur ist komplett zerstört, kein Telefon, kein Internet, nichts mehr. Der Protagonist des Romans ist unvorbereitet, im Gegensatz zu anderen Bürgern hat er weder Nachrichten gehört noch Warnungen ernst genommen. Trotzdem kann er seine Familie retten, verliert diese dann aber während einer Rettungsaktion durch das Militär aus den Augen. Und nun heißt es für den untrainierten Stadtbewohner, sich zu Fuß quer durch ein zerstörtes Großbritannien in den Süden durchzuschlagen.
Ein Buch, das fein an die Substanz führt. Was tun wir nämlich wirklich, wenn es um unser Leben geht? Und wie weit reicht unsere Menschlichkeit?
„Mayday“ von Nelson DeMille und Thomas Block
Wer grundsätzlich bereits an Flugangst leidet, sollte auf dieses Buch verzichten. Man stelle sich vor, ein Überschallflugzeug, ähnlich der Concorde, wird in 60.000 Fuß Höhe aus Versehen von einem Militärflugzeug angeschossen. Alle Passagiere, ausgenommen jene, die zu diesem Zeitpunkt auf der Toillette waren, wor der Druck länger gehalten werden konnte, erleiden aufgrund des massiven Druckverlusts einen Hirnschaden. Es bleiben zwei männliche Passagiere, zwei Flugbegleiterinnen und ein Kind übrig, die sich nun gegen die immer aggressiver werdende Menge Hinrgeschädigter wehren müssen und ganz nebenbei auch noch herausfinden sollten, wie sie dieses Flugzeug landen können.
Und wäre dem nicht genug, versucht auch noch das Militär, die Sache zu vertuschen und das Flugzeug möglichst rasch zu eliminieren. Auf 376 Seiten werden einige Stunden im Leben einiger Menschen so packend beschrieben, dass einem schier der Atem weg bleibt. Nichts für schwache Nerven!!!
Buchtipp August 2016
„Liebe und andere Krankheiten“ von Yoram Yovell
Eine Frau, die glaubt, nicht lieben zu können, ein Mann, der an seiner Liebe zu seiner kranken Frau zweifelt, Menschen, die therapeutische Hilfe suchen, weil sie glauben, sie seien „nicht richtig“. Yoram Yovell hat Geschichten aus der eigenen psychotherapeutischen Praxis gesammelt und mit Studien, Wissen aus der psychologischen und biologischen Forschung mit einbezogen und versucht, ein Bild von der Liebe zu zeichnen.
Warum lieben wir, wie sehr beeinflusst unsere Erziehung unsere Partnerwahl und warum kommen wir in Beziehungen über einen gewissen Entwicklungspunkt nicht hinaus? All diese Fragen bearbeitet Yovell anhand von Fallbeispielen und kommt am Ende auf eine romantische Schlussfolgerung: die Liebe ist durchwegs wissenschaftlich erforscht. Aber nicht ganz. Der zarte Hauch der Romantik wird immer bleiben. Und die Aufgabe des Therapeuten ist, wenn sein Klient an seiner Liebe zweifelt, ihm diese Zweifel zu nehmen. Denn wenn er nicht genau mit diesem Menschen genau diese Erfahrungen gemacht hätte, wäre er nie zu dieser Fragestellung gekommen.
Ein Buch, das tröstet. Und hoffen lässt, dass all die „Schnelltherapeuten“, die glauben, ein Klient muss zuerst seine bestehende Beziehung verlassen, um sich finden zu können, irgendwann ihren Beruf an den Nagel hängen und Schuster werden.
Buchtipp Juli 2016
„Die Frau des Zeitreisenden“ von Audrey Niffenegger.
Als ich letztens die Bilder von meiner Thailand Reise 2011 noch einmal durchsah, entdeckte ich mich auf einem Foto mit einer Ausgabe von „The Time Travellers Wife“. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie mich das Buch gefesselt hat und mir ein perfekter Begleiter auf meiner Reise war.
Die Story ist vielschichtig, es dauert eine Weile, bis man sich in die einzelnen Zeitphasen eingefunden hat und der Autorin gelingt es somit, die Verwirrung, ja oftmals Verzweiflung, der Protagonisten auf den Leser zu übertragen. Mehr über die Geschichte zu verraten, wäre in diesem Fall sofort ein Verrat. Nur soviel: ich habe die englische Originalfassung gelesen und fand diese wunderbar. Ich denke aber, auch die deutsche Übersetzung wird alle Erwartungen erfüllen!
Buchtipp Februar 2016
„Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ von Alex Capus.
„Faktentreues Träumen“, so wird der Stil des Autors in der Buchbeschreibung genannt. Und genau in diese Stimmung versetzt das Buch. Heiter und über große Strecken ohne dunkle Realitätswolken am Horizont schildert Capus drei außergewöhnliche Lebensläufe und konstruiert für sich, was denn gewesen wäre, wenn die drei einander tatsächlich begegnet wären. Diese Begegnung wäre laut Geschichte nur an einem einzigen Ort, zu einem einzigen Zeitpunkt möglich gewesen. Die drei Helden des Romans, der Pazifist Felix Bloch, die Träumerin Laura d’Oriano, die Sängerin werden will und Emile Gilliéron, der zum größten Kunstfälscher aller Zeiten wird, stolpern allesamt in Lebensläufe, in die sie nie wollten. Hadern mit ihrem Schicksal, staunen darüber, was ihnen widerfährt.
Und geht es nach Alex Capus, dann bleiben ihre Geschichten immer miteinander verbunden. Als Leser staunt man mit, wundert sich, hofft, dass alles gut ausgeht. Und die drei einander wieder begegnen. Man lässt sich vom lockeren Erzählstil tragen, der wunderbaren Sprache, der träumerischen Abkehr und Wiederannäherung von und an die Realität. Ein echtes Highlight. Sehr zu empfehlen ist die Hörbuchvariante, sehr kurzweilig und wunderbar gelesen.
Buchtipp Jänner 2016
„Liebe unter Fischen“ von René Freund.
Eine Verlegerin, die vor dem finanziellen Ruin steht, obwohl sie einen Bestsellerautor in der bescheidenen Riege ihrer Autoren hat. Ein Bestsellerautor, der nicht mehr schreiben kann, weil er verlassen wurde. Eine Hütte in den Bergen und ein lederhosentragender Förster, der jodelt und nur beste Alpengräser raucht. Das ist in der Tat ein Stoff, aus dem die Träume sind.
René Freund schafft es, die schriftstellerische Not auf so humorvolle Art und Weise zu beschreiben, dass beim Lesen die Tränen kullern, auch wenn wir vielleicht wissen, wie sich das anfühlt, wenn vor Liebesschmerz und Weltnot einfach gar nichts mehr geht. Wenn man von einem Moment auf den anderen den Menschen, der einen verlassen hat, verwünscht, wieder haben will, beerben möchte oder zum Teufel schickt. Alles ist drin. Bis dann die neue Liebe kommt und einen an diese schreckliche Zeit nur noch wie an einen Traum erinnern lässt.